THW Ortsverband Grevenbroich beendet nach ca. 4,5 Monaten den ersten Einsatz für den MHP Trupp
Ende Oktober 2023 erhielt der Trupp "Mobiler Hochwasserpegel" im Ortsverband Grevenbroich seine erste Einsatzanfrage. Nach einer kleinen Planungs- und Vorbereitungsphase folgte am 06. November dann auch der endgültige Einsatzauftrag.
In Tetz - in der Nähe von Linnich (bei Jülich) - ist ein Stück Deich entlang der Rur durch Windwurf beschädigt worden. Dadurch bestand das Risiko, dass im Hochwasserfall der Deich versagen könnte und der Hochwasserschutz für dahinterliegende Gebiete - insbesondere der Pickartzhof - nicht mehr gewährleistet ist. Der Wasserverband Eifel-Rur sah hier dringenden Handlungsbedarf und gab die Sanierung des betroffenen Deichabschnittes in Auftrag. Da während der Bauarbeiten der Deich geöffnet werden musste, war ein provisorischer Hochwasserschutz nötig. Durch die beauftragte Baufirma wurde ein Notdeich aus aufgeschütteter Erde und Bigbags hergestellt. Als zusätzliche Sicherungsmaßnahme sollten der Pegel der Rur im betroffenen Bereich genauer überwacht werden. Mit dieser Aufgabe wurde der MHP Trupp betreut.
Entlang der Rur sind einige Pegel fest installiert, der nächstgelegene im Bereich Jülich Stadion. Zwischen diesem Pegel und dem schadhaften Deich gibt es allerdings noch einige weitere Wasserzuflüsse in die Rur und das Naturschutzgebiet Rurmäander als natürliche Überflutungsfläche. Dadurch kann der tatsächliche Pegelstand der Rur nicht vom Pegel in Jülich abgeleitet werden.
Um hier genauere Messdaten zu erhalten, hat der MHP Trupp am 06. November 2023 zwei Pegel installiert.
Ein Pegel wurde auf einer Fußgängerbrücke über die Rur aufgebaut. Dieser lag ca. 400 Meter entfernt vom Deich und konnte dort direkt den Wasserstand der Rur erfassen. Zum Start der Messung führt die Rur eine für diese Jahreszeit durchschnittliche Wassermenge. Dies hat der Trupp als Basiswert für die nun startende Messreihe verwendet.
Im Laufe der Zeit konnten mehrere Wasseranstiege beobachtet werden und das Naturschutzgebiet wurde mehrfach überflutet. Durch die automatische Messung wurden über diese Wasseranstiege alle beteiligten Personen rechtzeitig informiert.
Gleichzeitig zum ersten Pegel wurde ein zweiter Pegel im Überflutungsgebiet aufgebaut. Dieser hatte die Aufgabe, das genaue Ausmaß der Überflutung zu überwachen. Sobald das Gebiet überflutet wurde, hat auch dieser Pegel den Wasserstand erfasst. So wurden auch hier alle beteiligten Partner automatisch per E-Mail über den Wasserstand informiert.
Die beiden vom MHP Trupp installierten Pegel überwachen den Wasserstand an jeder Messstelle voll automatisch. Die Messwerte können durch die Einsatzkräfte des Trupps über eine Web-Anwendung abgerufen werden und dem Anforderer / der Einsatzleitung zur Verfügung gestellt werden. Dabei wird alle 5 Minuten ein Messwert erfasst. Außerdem werden die Messwerte in 15 Minuten Intervallen auf der Pegel Karte des THWs unter https://thw-pegel.de/pegelkarte.php für jeden öffentlich zur Verfügung gestellt. Dort können bspw. auch interessierte Anwohner die Pegelwerte ablesen. Zusätzlich zu diesen manuellen Ablesemöglichkeiten gibt es ein automatisiertes Alarmsystem. Hier können beim Überschreiten von definierten Schwellwerten automatisch Mails an zuständige Stellen, Einsatzleitungen, etc. versendet werden. Dies macht es möglich, dass die Einsatzkräfte nicht die ganze Zeit vor Ort bleiben müssen. Lediglich in gewissen Zeitabständen (ca. 1x pro Woche) muss der Akku an der Messeinheit aufgeladen werden und der Aufbau überprüft werden.
Insbesondere beim Hochwasser über die Weihnachtstage konnte so kontrolliert werden, dass kein kritischer Wasserstand erreicht wurde. Der provisorische Notdeich war zu jeder Zeit ausreichend und hat seinen Zweck voll erfüllt.
Mitte Januar konnte dann der erste Pegel an der Brücke bereits wieder abgebaut werden. Die Wetteraussichten sagten nicht mehr so viel Regen vorher und mit den Erkenntnissen aus den letzten Wochen, war von nun an ein Pegel im Überflutungsgebiet ausreichend. Somit konnte eine Pegelausrüstung wieder überprüft und einsatzbereit gemacht werden und stand für neue Anforderungen zur Verfügung. Am 22.03.2024 konnte nach fast 20 Wochen Einsatzzeit auch der zweite Pegel abgebaut werden.
Beim Trupp Mobiler Hochwasserpegel handelt es sich um eine relativ neue Einheit des THW in Grevenbroich. Disloziert wurde diese im Herbst 2019. Die nachfolgenden Jahre wurden dann genutzt, um die nötige Ausstattung zu beschaffen und die Einsatzkräfte entsprechend auszubilden. Neben der reinen Pegelmessung stellt auch die Vermessung eine wichtige Aufgabe des Trupps dar. Daher gehört neben derzeit zwei Pegelmessstationen auch ein Nivelliergerät zur Hauptausstattung. Geplant ist es, die Ausstattung in nächster Zeit durch weitere drei Messstationen zu erweitern. Außerdem soll eine erweiterte IT Ausstattung die Einsatzkräfte unterstützen, die gewonnen Daten auch vor Ort verarbeiten zu können und dem jeweiligen Anforderer adäquat zur Verfügung zu stellen.